Stavanger, Norwegen: Meine Reise

Als ich sechzehn bin, wächst in mir der Wunsch einfach rauszukommen, einfach einmal weg von allem zu sein und Zeit für mich zu haben, einfach wegzufliegen. Ich fing daher an zu überlegen, wohin ich reisen will und wie ich mir meine Reise vorstelle, denn ich musste ja schließlich auch noch meine Eltern davon überzeugen, dass sie mich alleine in ein anderes Land reisen lassen.

Wieso es Stavanger wurde

LIch habe mich schon immer wohl im Norden und in der Nähe von Wasser gefühlt. Ich denke, nichts hilft so beim Nachdenken, wie aufs Wasser zu sehen und den Wind zu spüren. Für mich war daher klar, dass ich nach Skandinavien möchte. Da ich schon häufig in Dänemark mit der Familie war und ich was Neues sehen wollte, fiel dies aus der Wahl. Ich habe also nach einer Stadt gesucht, welche in Norwegen, Schweden oder Finnland liegt, Zugang zum Wasser hat, schöne Orte besitzt und sich gut zu Fuß erkunden lässt. Zudem sollte der Flug natürlich auch nicht zu teuer sein, was es auf den Süden einschränkte. Oslo, Stockholm und Helsinki sind als Hauptstädte zu groß und haben zu wenig Natur, so bin ich schließlich auf Stavanger gestoßen. Schon auf den ersten Bildern hat Stavanger mir gefallen und als ich dann noch von der Straßenkunst erfahren und die Altstadt gesehen habe, wusste ich, dass es Stavanger wird.

Der Plan der Reise

Bei der Suche nach einer günstigen Unterkunft bin ich auf ein Hostel gestoßen, welches innerhalb vom Krankenhaus liegt. Auch wenn ich die Tatsache zunächst komisch fand, hat die Idee mir immer besser gefallen. Zu wissen das medizinische Versorgung und Personal immer in der Nähe ist, ebenso wie ein Kiosk, fand ich beruhigend. Ich wusste, dass wenn ich mich verlaufe, ich einfach nach dem Weg zum Krankenhaus fragen könnte. Die Unterkunft sorgte zudem auch dafür, dass meine Eltern ein besseres Gefühl hatten. Meine Mutter selbst hat ein Austauschjahr in Australien verbracht und mein Vater war mit den Pfadfindern in Schottland. Beide berichten bis heute davon, wie bereichernd es für sie war und mit diesem Argument konnte ich sie schließlich davon überzeugen mich gehen zu lassen.

 

Um von meiner Reise zu berichten habe ich mein altes Reisetagebuch rausgeholt, meine Zeichnungen, Postkarten, Reiseführer und aufgehobene Bons und Tickets zu sehen, ist unfassbar schön. Ich empfehle wirklich jedem ein Reisetagebuch zu führen.

29.12.18

Weihnachten ist grade vorbei und es ist frühmorgens, als mein Abendteuer losgeht. Der Plan sah vor, dass ich gegen 6 Uhr von meiner Heimat Hamburg nach Amsterdam und von dort aus dann weiter nach Stavanger fliege. Trotz meiner Freude bin ich ziemlich nervös, auf einmal wird mir bewusst, dass ich ganz alleine in einem Flugzeug auf dem Weg in ein fremdes Land bin. Mein Sitznachbar merkt wie nervös ich bin und erzählt er mir, dass er auch nervös ist, weil es sein erster Flug ist. Er heißt Jacob. In mein Tagebuch habe ich geschrieben „er ist sehr nett und auch etwas verrückt, weshalb wir uns super verstanden“. Jacob von seiner Nervosität abzulenken und mit ihm zu sprechen, hat mir unfassbar geholfen meine eigene zu überwinden. Jacob hatte genau wie ich Aufenthalt in Amsterdam, weshalb wir zusammen am Flughafen gefrühstückt und gequatscht haben. Jacob hat mich auf eine heiße Schokolade eingeladen und ist dann los zu seinem Gate. Für ihn ging es weiter nach Irland, wo er einen Freund besuchen wollte, welchen er nur aus online Videospielen kannte. Ich war somit noch nicht einmal an meinem Ziel angekommen und schon hatte ich eine tolle Erinnerung. Ich freute mich auf alles, was kommen sollte, als ich die Sonne über Amsterdam aufgehen sehe.

 

Ich habe mich darauf gefreut bei dem Flug nach Stavanger am Fenster zu sitzen, habe aber den ganzen Flug verschlafen. Ich bin erst durch die Landung wieder aufgewacht. Ich brauche lange bis ich einen Shuttlebus finde und der Busfahrer ich verstehen uns überhaupt nicht, weshalb ich mir nicht sicher bin, wo der Bus hinfährt. Da ich weiß, dass der Bus in die Stadt fährt, bin ich zuversichtlich notfalls von dort aus den Weg zu finden und steig daher ein. Ich bin dann bis zur Stadt gefahren und habe dann einen Bus bis zum Krankenhaus genommen, meine Idee, dass das Krankenhaus bei der Orientierung hilft, hat sich somit direkt bewahrheitet. Dort angekommen gab es allerdings ein neues Problem. Obwohl im Internet stand, dass ich mein Hostel mit Euro bezahlen könne, sah das vor Ort anders aus. Ich musste also in die Stadt und Geld wechseln und das bevor das Wechselbüro schließt, sonst würde ich Probleme bekommen. Die Dame beschrieb mir den Weg und ich konnte mein Gepäck bei ihr lassen. Ich erreichte das Büro rechtzeitig und kehrte daraufhin zurück zum Hostel. Mein Zimmer hat Aussicht aufs Wasser und ein schönes Bad. Ich teilte mir das Zimmer mit einer älteren Dame.

30.12.18

Meinen ersten richtigen Tag. Ich will mich erstmal von der Anreise erholen, ich schlaf aus und mach mich dann in Ruhe fertig. Ich will zu dem Wasser laufen, welches ich aus dem Fenster sehe. Ich lauf einfach los und finde schließlich ein Wanderweg an der Küste entlang, welchen ich den Rest des Tages folge.

31.12.18

Heute ist der letzte Tag im Jahr. Ich beschließe, die Stadt ein wenig zu erkunden und laufe einige Gassen entlang und runter zum Hafen. Für den Abend hatte ich keinen Plan. Als ich zurück im Hostel bin, komme ich ins Gespräch mit meiner Mitbewohnerin. Sie erzählt mir, dass sie aus Norwegen kommt und durch das Land reist, um ihre eigene Heimat besser kennenzulernen. Sie erzählt mir von norwegischen Bräuchen. Man würde sich am Marktplatz treffen und in die Kirche gehen und sie fragt mich, ob ich sie begleiten möchte. Ich sagte ja und so liefen wir beide zusammen runter in die Stadt. In der alten Domkirche wurde ein Gottesdienst gehalten. Da er auf Norwegisch war, verstand ich kein Wort, aber die Stimmung war einzigartig. Plötzlich fingen die Glocken an zu Leuten und alle Menschen strömten aus der Kirche runter zum Marktplatz, welcher gefüllt war von Menschen. Dann begannen die Menschen zusammen runterzuzählen und als sie bei null waren, ging das Feuerwerk los und alle wünschten sich ein frohes neues Jahr. Fremde nahmen sich und auch mich in den Arm und es wurde gelacht und sich das wunderschöne Feuerwerk angesehen. Ich habe noch nie ein so schönes Feuerwerk gesehen.

01.01.19

Von den letzten Tagen hatte ich ziemlich Muskelkater, ich entschloss trotzdem zum Fjord zu gehen. Als ich da war, fing es plötzlich heftig an zu stürmen und zu gewittern. Ich machte mich daher wieder auf den Weg nachhause und verbrauchte den restlichen Tag eingekuschelt mit einer Serie im Bett.

02.01.19

Heute ging es wieder in die Stadt, ich wollte die Altstadt und bunte Straße sehen und auch sonst ein bisschen die Gassen nach Straßenkunst absuchen. In der bunten Straße ist ein kleines Café, ich setze mich draußen hin, es gib Decken und Fälle, um sich warmzuhalten. Ich bestellte zudem eine heiße Schokolade. Auf dem Rückweg besuche ich noch eine Touristeninformation und buche eine Bootstour für den nächsten Tag.

03.01.19

Ich begebe mich zum Hafen, von wo die Bootstour losgeht. Sie fährt in den Fjord bis zum Preikestolen, so kann ich ihn wenigstens von unten ansehen, denn eine Bustour von Stavanger zum Preikestolen konnte ich mir einfach nicht leisten. Ich sehe Stavanger vom Wasser aus, die Sonne scheint und es treiben vereinzelt Eisschollen auf dem Wasser. Das Boot fährt zu einem Wasserfall und ich geh an Deck, um ihn mir anzusehen. Auf dem Deck stehen zwei Frauen, welche so Anfang oder Mitte zwanzig sind und die eine merkte, dass ich alleine bin und frag, ob sie ein Bild von mir mit dem Wasserfall machen soll. Ich nahm das Angebot an und wir kamen ins Gespräch. Ich erzählte, dass ich alleine reisen würde und die beiden erzählten mir, dass sie sich auf einer kirchlichen Reise kennengelernt haben und nun zusammen reisen würden. Ihre Namen waren Sydney und Judith. Die beiden erzählten mir, dass sie morgen zum Preikestolen fahren wollen und fragen mich kurzerhand, ob ich sie nicht begleiten wolle. Ich freute mich natürlich riesig und nahm das Angebot an. Sie wollten mich frühmorgens abholen.

04.01.19

Die beiden holten mich ab und wir fuhren zum Start der Wanderung. Auf dem Weg hörten wir laut Musik und sangen mit. Am Anfang der Wanderung steht ein Haus, wo man ein Ticket zum Parken kaufen kann. Es war extrem neblig und Judith rutschte bereits jetzt auf dem vereisten Boden aus. Die Dame am Empfang erzählte, dass das Wetter oben noch schlechter sei. Da der Preikestolen leicht abwärts geneigt ist, bestehen enorme Sicherheitsbedenken und man würde womöglich eh nicht sehen können. Sie empfiehlt uns daher deutlich vom Aufstieg ab und meinte, dass wenn wir es probieren wollen, wir unbedingt Spikes tragen sollten. Wir entschieden das Risiko nicht einzugehen. Wir fuhren zurück und entdeckten einen anderen Berg, mit einem See, welchen wir daraufhin besuchten. Auch ohne Preikestolen war es eine tolle Reise. Als ich zurück war, packte ich, denn am nächsten Tag ging es zurück.

Diese Reise und all die Erfahrungen, die ich mit frischen 17 Jahren erleben durfte. Ich habe so viel über mich selbst gelernt und so viele tolle Menschen kennengelernt. Wenn man sich ganz alleine am Fjord nicht einsam fühlt und wenn fremde Leute zu einem Teil deines Lebens werden, dann sind das Erinnerungen, welche man niemals vergisst und welche einen als Menschen formen, denn dann merkt man, wie schön und kostbar dieses Leben ist.

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