Im Leben ankommen

Häufig habe ich das Gefühl, dass viele sich nicht erlauben glücklich zu sein. Viel zu oft geht der Gedanke dahin, was grade nicht gut läuft oder was man alles noch erledigen und schaffen will. Häufig freut man sich gar nicht über grade Erreichtes, weil man schon die nächsten Punkte im Kopf hat, welche man erreichen möchte. 

 

Die letzten zwei Jahre waren sehr ereignisreich für mich. Ich bin generell ein Mensch, der 10 Schritte im Voraus denkt, der weiß, was der nächste Schritt ist, weil dieser Schritt mich zu einem bestimmten Ziel führen soll. Selten mache ich einfach so etwas ohne Grund oder Überlegung, wohin es mich bringt, wozu es gut ist. Grade, was mein Studium anging, hatte ich einen genauen Plan. Erst Modulschranke, dann Zwischenprüfung, dann Praktika und Fremdsprachenschein. Das Ziel war klar, die nächsten Schritte auch und durch die neuen Änderungen im Juristenausbildungsgesetz hatte ich den Zeitdruck konstant im Rücken.

 

Gestern saß ich auf meinem Balkon und auf einmal musste ich ganz dolle anfangen zu weinen, ich konnte gar nicht mehr aufhören, aber es waren Freudentränen. Auf einmal habe ich realisiert, dass ich genau da bin, wo ich immer sein wollte. Vor wenigen Tagen habe ich erfahren, dass ich meinen Fremdsprachenschein bestanden und somit alle Zulassungsvoraussetzungen fürs Examen erfüllt habe, dass ich den Wettlauf gegen die Zeit gewonnen habe. 

 

Natürlich geht mein Leben weiter und es folgen noch viele Schritte, grade hat meine Examensvorbereitung begonnen und ich habe noch das komplette Examen vor mir, danach folgt das zweite und auch danach folgen weitere Schritte. Es wird immer nächste Schritte geben. Es ist wichtig Ziele zu haben, zu wissen, wohin man will, aber noch viel wichtig ist Zufriedenheit im aktuellen Schritt. Innehalten und realisieren, wie weit man gekommen ist. Es ist so wichtig, glücklich zu sein. Man kann angekommen sein, ohne alle Ziele erreicht zu haben. Angekommen sein bedeutet vielmehr im Moment anzukommen, bei sich anzukommen. Es bedeutet zu wissen, wer man ist und wo man ist und glücklich über all das zu sein. 

 

Ich saß da also auf meinem Balkon in der Sonne und mir wurde bewusst, dass ich zu 100 % glücklich bin, dass ich in meinem Leben und auf meinem Weg angekommen bin, dass ich da bin, wo ich immer sein wollte. Ich habe all diese Ziele, die ich hatte, erreicht. Ich habe nichts in meinem Leben, wo ich denke, dass es mir nicht guttut oder ich es ändern müsste, im Gegenteil habe ich das Gefühl, dass ich noch nie so sehr ich selbst war. Jeden Tag lernen wir etwas dazu und natürlich wird dies auch morgen noch so sein und es ist auch wichtig sich ständig weiterzuentwickeln. Ich denke, der entscheidende Punkt liegt allerdings darin, das wir nicht denken, das mit einem Punkt Glück kommt, dass wir was schaffen oder erreich müssen, um glücklich zu sein, das wir dem Glück hinterherjagen und es schließlich nie erreichen, das es fast schon unmöglich wäre 100 % glücklich zu sein, weil es immer einen Punkt geben würde, der einen stört. Das es falsch wäre wenn es nicht so wäre, aber es ist nicht falsch, ganz im Gegenteil. Dinge müssen nicht perfekt oder vollendet sein, es muss keine Endstation erreicht werden. Wenn jemand sagt, Glück kommt von innen, dann hat er recht. Wir selbst erschaffen unser Glück. Wir müssen das eigene Glück sehen und uns erlauben glücklich zu sein.

Ich bin angekommen, ich bin glücklich. Ich bin so glücklich, dass es mich überwältigt und ich weinen muss. Das ich realisiere, dass ich da bin, wo ich immer sein wollte, mit meinem Studium, das ich liebe und in dem ich gut bin, einem tollen Job und einer Wohnung, die sich inzwischen nach Zuhause anfühlt. Ich habe Zeit mit meinen liebsten Menschen, für meine Hobbys und mir meine Traumreise erfüllt. Ich erreiche alle meine Ziele. 

 

Vielleicht ist es morgen anders, vielleicht verändern sich meine Ziele oder es gibt Punkte, die ich ändern möchte, aber dann mach ich das. Heute bin ich genau da wo ich sein will, wo ich immer sein wollte. Was Morgen ist, wird sich morgen zeigen. Ich weiß das mein jüngeres Ich mich als Vorbild hätte und das mein jetziges Ich stolz und glücklich ist und das ist alles was zählt. 

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